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Es ist immer mein Leben (Teil II)

Allalinhorn (4027m) Ivo Meier 4000er Berge Wallis

Es ist immer mein Leben (Teil II – 4000er, Alpen)

Identifizieren von Ballast

Doch nicht nur das emotionale Erlebnis, sich in Sonnenschein vom höchsten Punkt aus von der Weite der Landschaft überwältigen zu lassen, prägte mich. Auch die praktischen Erfahrungen – wie der mit 20 Kilogramm viel zu schwere Rucksack – lassen mich Anfängerfehler heute noch nachvollziehen und verstehen. Die Lehre, dass die meisten zu viel Gepäck einpacken, nur weil man den verfügbaren Stauraum des Rucksacks nutzt, lässt sich übrigens problemlos aufs Leben übertragen. Wir neigen dazu, uns mit zu viel Ballast zu beladen, den wir nicht brauchen. Wie sehr überflüssiges Gewicht uns belastet und uns im Fortkommen hemmt, das lässt sich leicht über eine Eingehtour vermitteln, die die Teilnehmer meiner Bergtour mit selbstgepacktem Rucksack angehen.

Wer bereit ist, sich ehrliche Rechenschaft darüber abzulegen, was er nicht braucht, der kann sich entlasten. Das ist allerdings nicht immer einfach. So kam einer meiner Expeditionsteilnehmer mit einer vollkommen veralteten Ausrüstung, von der er sich trotz meines Rats nicht trennen wollte. Das Resultat war, dass der Teilnehmer die Tour abbrechen musste. Sein Equipment war zu kalt, zu klamm, zu schwer, längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Und diese Altlast ließ ihn in der Gegenwart scheitern.

Wer sich Herausforderungen stellen will, wie beispielsweise der Besteigung der 82 Viertausender-Alpen-Gipfel, der muss auch mit Beschränkungen klar kommen. Dies betrifft auch bei der Zielsetzung die Konzentration aufs Wesentliche. Da mein Partner Michael Schubert und ich zum Zeitpunkt unserer Tour noch bei der Bundeswehr waren, hatten wir nur 35 Tage Zeit für das gesamte Unternehmen. Uns war klar, dass dies eigentlich nicht zu schaffen war. Und so bestand die große Herausforderung darin, sich nicht dem Druck des Erfolgs zu beugen, sondern die Kräfte gezielt einzusetzen. Das Resultat war, dass wir in unserem Zeitfenster 74 Gipfel geschafft haben. Der Erfolg bestand also in der verantwortungsvollen Planung, die keine unnötigen Risiken einging. (Ivo Meier)

 

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Es ist immer mein Leben (Teil I)

Ivo Meier Bergfuehrer Bergsteiger Berge Leidenschaft Monte Rosa

Ivo Meier Bergführer, Bergsteiger und Referent

Es ist immer mein Leben (Teil I)

von Ivo Meier

Der Gipfel ist nur der halbe Weg. Vielleicht ist dies die wertvollste Erfahrung, die mich die Berge gelehrt haben. Der Erfolg, das Ende des Wegs, ist nicht dort, wo wir erfüllt sind, wo wir an der Spitze dessen stehen, was wir uns erträumt haben. Der Erfolg einer Bergtour ist, wieder wohlbehalten zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Das gilt auch, wenn wir in diesem Augenblick zu müde für jede weitere Erfahrung sind, unfähig, diesen Endpunkt als Glücks-Erlebnis zu begreifen.

Wer über die Berge spricht, von dem wird erwartet, dass er in Sonnenuntergängen schwelgt, von aufziehenden Wettern berichtet, Felswände beschreibt und die Erinnerung an kritische Situationen beschwört. Das mag alles plakativ und eindrucksvoll sein. Prägend allerdings ist die Normalität des Bergs. Seine Gegenwart. Der Weg zu ihm. Die Menschen, die uns begleiten.

Das Gute an diesen Erfahrungen ist, dass jeder von uns sie machen kann. Sie sind nicht reserviert für eine kleine Gruppe gut trainierter Extremsportler. Sie sind nicht vorbehalten für Leute, die sich Wochen-, ja bisweilen Monate- oder jahrelang auf eine Bergfahrt vorbereiten, obwohl dies sicher nicht schadet und das Training eine eigene intensive Körpererfahrung mit sich bringt. Die Bergsucht, von der ich spreche, beginnt aber viel früher. Sie nimmt ihren Ausgang beim Wandern, auf Treckingtouren und auch beim Skifahren.

Genau hier hat meine Bergerfahrung begonnen, beim Bergwandern mit meinem Vater in den engen Grenzen der DDR, in die hinein ich geboren wurde. Wir sind gegangen, in den Harz, den Thüringer Wald, aber auch in die Karpaten, Bulgarien, bis dann die Wiedervereinigung mir die Grenzen nicht nur in die Weite, sondern auch in die Höhe öffnete. Jetzt standen uns die Alpen offen, zunächst Zweitausender wie der Watzmann, die für mich am Übergang vom Bergwandern zum Bergsteigen standen.

Die Herausforderung, die mich einst an die noch kindlichen Grenzen brachte und mich lehrte, dass ich sie – durchaus auch unter Tränen und Schmerzen – überschreiten kann, ließ in mir den Wunsch nach mehr erwachsen. Und so fiel meine erste eigene Wahl, die mich mein Vater treffen ließ, mit dem Mont Blanc auf den höchsten Berg der Alpen. Das Glück, auf seinem Gipfel zu stehen war das Schlüsselerlebnis, das mein ganzes Leben bestimmen sollte.


Menschen und Berge

Ein Lächeln verbindet, es zeigt Sympathie und strahlt für mich viel Freude aus.

Menschen und Berge                                                         (Aiguille du Midi, Mont Blanc – Gebiet)

„Ein Lächeln verbindet, es zeigt Sympathie und strahlt für mich viel Freude aus.“

Gerade nach dieser überwältigenden Hochtour über den Cosmic – Grat hinauf zur Aiguille du Midi. Als mich viele lächelnde Gesichter anschauen und mich anlächeln. Einfach gigantisch! Es wird wohl ein unvergesslicher Moment in meinem Leben bleiben.

Auf dem Weg zum Großvenediger

Auf dem Weg zum Großvenediger, inmitten den Hohen Tauern.

Auf dem Weg zum Großvenediger, inmitten den Hohen Tauern

Auf dem Weg zum Großvenediger, inmitten den Hohen Tauern

Der Großvenediger als Skitour, oder wie bei uns mit Schneeschuhen letztes Wochenende.

Es war wie ein Traum!
Der Aufenthalt in der Kürsinger Hütte verläuft sehr ruhig und schon bald stehen wir vor der Tür, überprüfen kurz die Ausrüstung und das LVS Gerät. Die Schneeschuhe sind unter die Füße geschnallt, und ab geht es in die Spur. Unter einem Meer von rot-leuchtenden Wolken ziehen wir unseren Weg entlang der Felsen und kurze Zeit später, über den gigantischen Gletscher am Fuße des Großvenedigers. Die Hütte ist schon eine Weile außer Sicht und wir konzentrieren uns auf die Schritte zu unserem Ziel, dem Großvenediger. Vorerst sehen wir zu unserer Rechten den Hohen Geiger, welcher sich bildschön vor uns auftürmt, und die Form hat, wie ein Kind ihn wohl malen würde, zu unserer Linken schaut die pyramidenartige Form des Kleinvenedigers heraus. Erst einige Momente später sehen wir den Gipfel des Großvenedigers, welcher im Moment von einer dünnen Wolkenschicht umgeben, ist heraus. Einfach gigantisch!
Nach einer kurzen Pause geht es in die Scharte zwischen Klein- und Großvenediger und über einen leicht ansteigenden Rücken zum Gipfelgrat. Mittlerweile stecken wir im Nebel und hangeln uns zum Gipfel empor. 

Endlich, geschafft! Das Ziel des heutigen Tages, den dritthöchsten Gipfel von Österreich haben wir bei leichtem Nebel erreicht. Trotz leichtem Schneefall auf dem Großvenediger gibt es strahlende Gesichter und sehr viel Freude.
Schnell noch ein Foto und nach einer kurzen Rast geht es durch die dünne Wolkendecke zurück ins Tal. Als Belohnung, nach dieser anstrengenden Tour gibt es einen heißen Tee und eine Gulaschsuppe an der Materialseilbahn im Tal.

Im Gesamtpacket war es wiedermal ein fantastisches Wochenende mit unbeschreiblichen Erinnerungen.